Der Kommunikationspsychologe Schulz von Thun hat 8 Kommunikationsstile vorgeschlagen, mit denen sich Kommunikationsverhalten beschreiben lässt. Bei den Kommunikationsstilen handelt es sich nicht um festgelegte Persönlichkeitseigenschaften, sondern um Verhaltensweisen, die von der jeweiligen Situation und dem Gesprächspartner abhängen. Eine Person verfügt im Prinzip über alle Kommunikationsstile und kann diese flexibel einsetzten. Welcher Stil leichter fällt und häufiger eingesetzt wird, hängt von persönlichen Vorlieben und Kommunikationserfahrungen ab, ist also auch ein gelerntes Verhalten.
Was soll ich denn bloß machen?
Der bedürftig-abhängige Stil ist von dem Gefühl geprägt, umsorgt zu werden und sich von Stärkeren und Größeren behütet zu wissen. Das wird von anderen auch eingefordert.
Ich helfe Dir und bin ganz für Dich da!
Der helfende Stil ist von dem Bedürfnis geprägt, anderen zu helfen und ein starker Partner zu sein. Hier steht Zuhören, Verständnis und Empathie im Vordergrund. Dabei wirkt die Hilfe stark und souverän.
Lass mich ganz für Dich da sein.
Der selbstlose Stil verfolgt ebenfalls das Grundmuster, für andere da zu sein und zu helfen. Dabei hat der selbstlose Stil eine aufopfernde Tendenz.
Das hast Du falsch gemacht! (Du bist schuld.)
Der aggressiv-entwertende Stil versucht andere klein zu halten, um selbst nicht zum Opfer zu werden. Dadurch wirkt er konfrontativ und empörend, manchmal auch herabsetzend und erniedrigend.
Seht her, wie gut ich bin!
Im sich-beweisenden Stil wird die eigene Kompetenz nach außen gezeigt und die eigene Person als überlegen, beliebt, wohlhabend und gebildet dargestellt
Das wird so gemacht und nicht anders.
Der bestimmend-kontrollierende Stil macht dem Gegenüber klar, was richtig und gut ist. Das führt oft zu moralischen und bewertenden Aussagen.
Komme mir nicht zu nahe!
Der sich distanzierende Stil zeichnet sich durch sachliche Sprache aus. Durch Gestik und Körperhaltung wird das Bedürfnis nach Distanz klar gemacht.
Hört her: So bin ich!
Der mitteilungsfreudig-dramatisierende Stil erzählt von sich selbst in den schillerndsten Farben, und steht gerne im Mittelpunkt. Oft wirkt der Stil deshalb übersteigert.
Fragen Sie sich:
- Welcher Stil fällt mir am leichtesten?
- Welchen Stil finde ich an mir und anderen unsympathisch?
- In welchen Situationen tendiere ich zu welchem Stil?
- Gibt es Personen, die bei mir einen bestimmten Stil hervorrufen?
- Welche Stile passen besonders gut zusammen?
Fragebogen zu den Kommunikationsstilen
Ich habe aus den acht Kommunikationsstilen einen Fragebogen entwickelt, in dem pro Stil jeweils vier Fragen den Kommunikationsstil beschreiben.
Bitte beachten Sie: Dieser Fragebogen ist noch nicht testtheoretisch validiert. Sie können den Fragebogen also nicht dazu einsetzen, um Ihr eigenes Kommunikationsverhalten oder das anderer Personen valide zu messen. Die Fragen geben aber einen Einblick in die Unterschiede der 8 Stile und erlauben Ihnen Situationen im Blick auf die vorherrschenden Kommunikationsstile zu bewerten.
bedürftiger Stil
- Im Gespräch gebe ich meinem Gegenüber das Gefühl, stark und kompetent zu sein.
- Es fällt mir leicht, andere um Hilfe zu bitten.
- Ich fühle mich oft hilflos.
- Wenn ich nicht weiterkomme, bitte ich andere um Unterstützung.
helfender Stil
- In Gesprächen nehme ich mir oft viel Zeit für die Probleme Anderer.
- Ich biete anderen gerne meine Hilfe an.
- Ich fühle mich oft stark und belastbar.
- Ich bekomme oft Anerkennung für meine starken Seiten.
selbstloser Stil
- Im Gespräch richte ich mich völlig nach meinem Gegenüber.
- Meine eigenen Bedürfnisse stelle ich oft in den Hintergrund.
- Ich bin wertvoll, weil ich mich um Andere kümmere.
- Ich tue in der Regel, was von mir erwartet wird.
aggressiver Stil
- Wenn mich in einem Gespräch jemand beleidigt, werde ich wütend.
- Insgeheim fühle ich mich manchmal minderwertig.
- Ich habe Respekt vor Autoritäten, deshalb habe ich selbst gerne Macht.
- In meinem Leben möchte ich mich stark fühlen.
sich-beweisender Stil
- Es ist mir wichtig, eine gute Figur zu machen.
- Leistung ist für mich wichtig.
- Ich erwarte von meiner Umwelt Lob und Anerkennung.
- Es ist manchmal anstrengend, immer gut dastehen zu müssen.
bestimmend-kontrollierender Stil
- Wenn möglich, schütze ich mich vor unvorhergesehenen Überraschungen.
- Es mir wichtig, das Regeln eingehalten werden.
- Man sollte sich selbst stets unter Kontrolle haben und diszipliniert sein.
- Ich kann gut planen und organisieren.
sich-distanzierender Stil
- Ich nehme meistens einen sachlichen Blick auf die Dinge ein.
- Ich mag es nicht, wenn mir Menschen in einem Gespräch zu nahe kommen.
- Es ist mir wichtig, nicht von Anderen abhängig zu sein.
- Es fällt mir schwer, über eigene Gefühle und Empfindungen zu sprechen.
mitteilungsfreudig-dramatisierender Stil
- Ich erzähle gerne Anderen von meinen Erfahrungen und Erlebnissen.
- Mir ist es wichtig, von Anderen Anerkennung für meine Ideen zu erhalten.
- Ich übertreibe manchmal etwas, wenn ich von mir und meinem Leben erzähle.
- Nur wenige Menschen kennen mein wahres Ich.