5 Schritte zurück für eine erfolgreiche Zukunft

Es gibt viele Strategien, die Sie beim Erreichen von Zielen unterstützen, z.B. das smarte Formulieren von Zielen oder das Arbeiten mit inneren Bildern. Ich stelle Ihnen heute eine ungewöhnliche Strategie vor, etwas für das Erreichen Ihrer Ziele zu tun.

Die Strategie lässt sich in einer Frage zusammenfassen:

Welche Rolle spielt die Wahrnehmung Ihrer Vergangenheit für Ihr Erleben und Verhalten in der Zukunft?

Die eigene Vergangenheit hat großen Einfluss auf Ihr Erleben in der Gegenwart, und beeinflusst damit Ihre Zukunft.  Träumen Sie von der Vergangenheit? Ärgern Sie sich ständig über vergangene Erlebnisse? Wünschen Sie sich, dass wieder alles so ist wie in früheren Lebensabschnitten? Leben Sie im Hier und Jetzt?

Das folgende Selbst-Coaching-Tool unterstützt Sie dabei, Ihre Vergangenheit als Ressource für Veränderung in der Zukunft zu nutzen. Es basiert auf den Ideen des Psychologen Phil Zimbardo zur Wahrnehmung von Zeit. Menschen nehmen Zeit unterschiedlich wahr. Ein negativer Blick auf die Vergangenheit kann uns bremsen und blockieren. Ein positiv gefärbter Blick auf die Vergangenheit hingegen stärkt uns, macht Mut und steigert das Selbstwertgefühl. Das Selbst-Coaching-Tool hilft Ihnen dabei, Ihre Vergangenheit auf positive Weise in den Blick zu nehmen. Jeder Schritt ist als Frage formuliert, die Sie als Anregung nutzen können. Nehmen Sie sich etwas Zeit, vielleicht möchten Sie sich auch Notizen machen.


Das Coaching-Tool Ich-Panorama arbeitet mit einer ähnlichen Idee. Mit einem Premium-Abo können Sie das Tool downloaden.


Schritt 1. Was möchten Sie loslassen?

Jeder Mensch kennt aus der eigenen Vergangenheit Niederlagen, Verletzung, Fehler, Rückschläge. Viele von uns denken immer mal wieder oder vielleicht auch häufiger an diese belastenden Erfahrungen. Liegt der Fokus zu stark auf negativen Aspekten der Vergangenheit, dann spielen Fehler, Verlust, falsche Entscheidungen und Schuld eine große Rolle. Diese negativen Erfahrungen bremsen uns dann auch heute noch in der Gegenwart. Sie belasten uns, obwohl sie ja eigentlich bereits vergangen sind.

  • Welche negativen Erinnerungen aus Ihrer eigenen Vergangenheit haben einen störenden Einfluss auf Ihr Leben im Hier und Jetzt?
  • Welche Erinnerungen tauchen immer wieder auf?
  • Was lässt Sie schlecht schlafen?
  • Wofür schämen Sie sich oder empfinden Schuld?

Entscheiden Sie sich heute für eine Erinnerung aus der Vergangenheit, die Sie loslassen möchten. Wie das genau geht, kommt in Schritt 3. Und das bedeutet nicht, die eigene Vergangenheit zu vergessen oder zu ignorieren. Es geht um die bewusste Entscheidung, dass negative Erinnerungen keinen negativen Einfluss mehr auf Ihre Zukunft haben. 

Im nächsten Schritt schauen wir auf die positiven Erinnerungen.

Schritt 2. Was sind Ihre Wurzeln? 

Welche Erfahrungen aus der Vergangenheit geben Ihnen Kraft für die Gegenwart? Fragen Sie sich dazu:

  • An welche positiven Erinnerungen denken Sie oft und gerne?
  • Was erzählen Sie, wenn Sie mit anderen über sich und Ihr Leben reden?
  • Was macht Sie glücklich und zufrieden?
  • Welche Personen, Ereignisse oder Orte sind mit besonders guten Gefühlen verbunden?

Wenn Sie sich Ihre positiven Erinnerungen bewusstmachen, setzen Sie Ihren negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit andere, positive Erfahrungen entgegen. Das hilft Ihnen, die negativen Erfahrungen in einem anderen Blickwinkel zu sehen. Die Erinnerung an die eigene Vergangenheit ist kein Film, der alles objektiv und sachlich festhält. Die Erinnerung ist davon beeinflusst, ob wir mit einer negativen Sichtweise oder einer positiven Sichtweise auf die eigene Vergangenheit schauen.

Die Wahrnehmung der eigenen Vergangenheit wird durch neue Erfahrungen in der Gegenwart verändert. Dann erscheint manches größer, außergewöhnlicher oder einzigartiger als es wirklich war.

Das können Sie für eine erfolgreiche Zukunft nutzen. Sie entscheiden selbst, welche Erinnerungen für die bedeutsam waren und bleiben. Welche Menschen haben Sie geprägt, sind gute Vorbilder für Sie? Welche guten Erfahrungen haben Sie mit anderen Menschen?   

Schritt 3. Was ist das Gute am Schlechten?

Gehen Sie jetzt nochmal einen Schritt zurück und denken Sie über die negative Erinnerung nach, die Sie loslassen möchten. Das ist gar nicht so einfach… und vermutlich werden Sie Ihre Erinnerungen auch nicht komplett hinter sich lassen können. Aber Sie können ihnen ein wenig die Macht nehmen.

Machen Sie sich dazu klar: Sie haben sich weiterentwickelt, haben mehr Lebenserfahrung, andere Fähigkeiten, kennen andere Menschen. Probleme, Schwierigkeiten und Belastendes gehen Sie im Hier und Jetzt mit neuen Strategien und Kompetenzen an, die Sie früher noch gar nicht hatten. Vielleicht sind Sie selbstbewusster, gelassener oder haben mehr Weitblick. Deshalb können Sie im Rückblick Aspekte Ihrer Vergangenheit besser verstehen und erklären. Sie erkennen, warum Sie früher in einer bestimmten Weise gedacht, gehandelt, gefühlt oder wahrgenommen haben – und es heute anders machen können. Das kann Ihnen dabei helfen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und Platz für neue, gute Erfahrungen zu machen.

Fragen Sie sich: Was ist das Gute an der negativen Erinnerung, die Sie loslassen möchten? Wofür war dieser Aspekt im Rückblick gut, was hat er sichergestellt, wovor hat er Sie beschützt? Was lernen Sie daraus?

Das sind herausfordernde Fragen. Denn manchen negativen Erinnerungen lässt sich auch im Nachhinein nichts Gutes abgewinnen. Wenn es Ihnen aber gelingt, Ihre eigene Vergangenheit aus der Gegenwart in ein gutes Licht zu rücken, können Sie im Hier und Jetzt eine erfolgreiche Zukunft gestalten. Dann können Sie die Vergangenheit wirklich loslassen – vielleicht nicht auf Anhieb, aber dennoch Stück für Stück. Dabei helfen Ihnen die Erfahrungen, die Sie im Schritt 2 überlegt haben. Diese Erfahrungen aus der Vergangenheit, die Ihnen Kraft geben, können Sie den negativen Erfahrungen entgegensetzen. So werden die negativen Erfahrungen langsam verblassen. 

Schritt 4: Worauf können Sie stolz sein? 

Wenn Sie an Ihre Vergangenheit denken: Was macht Sie glücklich, zufrieden, stolz? Das können Kleinigkeiten sein, berufliche Erfahrungen, Ihre Familie. Es geht um Ihre Leistungen und Erfolge. Wichtig ist nicht, wie andere Personen Sie und Ihre Erfahrungen bewerten. Es geht um Ihre eigene Wahrnehmung. Was ist für Sie persönlich wichtig? Welcher Traum aus der Vergangenheit ist Wirklichkeit geworden? Auch diese Erfahrungen nehmen Sie mit in Ihre Gegenwart, sie geben Ihnen Energie (vgl. „Meine Werte: Dem Leben einen Sinn geben“). Denn die guten Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, was in Ihnen steckt, was Sie gut können und was Sie als Person ausmacht. Das macht Ihnen Mut, motiviert und gibt Ihnen Zuversicht. Daran können Sie in der Gegenwart anknüpfen. Darum geht es im Schritt 5.

Schritt 5: Was gibt Ihnen Flügel für die Zukunft?

In den ersten vier Schritten haben Sie über Ihre Vergangenheit nachgedacht. Sie haben Erinnerungen identifiziert, die gut und wichtig für Sie sind. Machen Sie jetzt den Schritt in die Gegenwart: Welche Erfahrungen, Fähigkeiten, Menschen sind in der Gegenwart für Sie wichtig? Was gibt Ihnen Energie und Kraft für das Hier und Jetzt?

Nutzen Sie Ihre Kompetenzen, Fähigkeiten, Erfahrungen, Ideen, Lösungen und Möglichkeiten, um Ihre Zukunft zu gestalten. Der Blick in die Vergangenheit soll nicht den Blick in die Zukunft verstellen, sondern Ihnen zeigen, was Sie haben und worauf Sie aufbauen können.

Ihre Vergangenheit ist die Grundlage für den Start in die Zukunft – nicht mehr, und nicht weniger. Ihre Vergangenheit ist Teil Ihrer Person. Auch, wenn manches nicht so schön war. Niederlagen, Verletzung, Fehler und Rückschläge haben Sie zu dem gemacht, was Sie heute sind – genauso wie Ihre Erfolge und positiven Erlebnisse.

Sie können Ihren Blick auf die Vergangenheit verändern. Sie selbst können entscheiden, welche Aspekte aus Ihrer Vergangenheit Sie hinter sich lassen möchten und was aus Ihrer Vergangenheit Ihnen für das Hier und Jetzt Kraft und Energie gibt. Sie können entscheiden, wie Sie Ihre eigene Erinnerung für Ihre Gegenwart nutzen, und den stärkenden Erinnerungen Raum geben. Das führt zu einem ausbalancierten Blick auf die Vergangenheit – die Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft.

Quellen und weiterführende Literatur

Zimbardo, P. G., & Boyd, J. N. (1999). Putting time in perspective: A valid, reliable individual-differences metric. Journal of Personality and Social Psychology, 77(6), 1271-1288.

Zimbardo, P., Sword, R., & Sword, R. (2012). The time cure: Overcoming PTSD with the new psychology of time perspective therapy. John Wiley & Sons.

Zimbardo, P., & Boyd, J. (2008). The time paradox: The new psychology of time that will change your life. Simon and Schuster.

Wer schreibt hier?

Johannes ist Professor für Wirtschaftspsychologie in Stuttgart und Geschäftsführer der ich.raum GmbH. Er schreibt auf ichraum.de zu den Themen Coaching, Führung und Psychologie.

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